Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016

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Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016 Wii U SpinDash-Review

Auch auf der Heimkonsole darf nun seit ein paar Wochen um funkelnde Goldmedaillen gekämpft werden! Doch wie schlägt sich der inzwischen fünfte Ableger der langjährigen Sportreihe im Review? Ist Party-Spaß garantiert, kann auch der Einzelspieler überzeugen und wie werden Mario und Sonic repräsentiert? Findet es heraus!

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Erstmals seit dem Start der Olympischen Spiele zwischen Klempner und Igel im November 2007 mussten sich die Besitzer von Nintendos Heimkonsolen-Variante ein paar Monate länger gedulden – bekam doch dieses Mal die Handheld-Variante für den 3DS den Vortritt, welche im April dieses Jahres erschienen ist. Unser Review zum „kleinen“ Ableger findet ihr unter folgendem Link: Klick

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Doch seit dem 24. Juni ist es schließlich so weit, auch auf der Wii U wurde der sportliche Wettbewerb um Gold im inzwischen fünften Ableger dieser Crossover-Reihe feierlich eröffnet. Jetzt die große Frage: Was verspricht der Ausflug der Helden aus dem Pilzkönigreich und Sonics Heimatwelt in die Sonnenstadt Rio de Janeiro eigentlich? In folgenden Review präsentieren wir euch einen Überblick über das gesamte Spiel und zählen Pro und Contra der Wii U-Version für euch auf. Also schnallt euch an und begleitet uns ein weiteres Mal nach Brasilien!

 


Umfang und Charaktere – Wahre Gastfreundschaft

Startet man das Spiel zum ersten Mal, wird der eigene Mii-Charakter auch schon mitten in das Geschehen ausgesetzt: Die neueste Edition von Mario & Sonic präsentiert uns erstmals ein begehbares Menü in Form eines hübschen kleinen Strandes an der Copacabana, einem Stadtteil von Rio. In dieser Hub findet ihr bekannte Athleten aus der Reihe mit denen ihr plaudern könnt bzw. einen ganzen Haufen an Miis von Spielern aus den unterschiedlichsten Ländern, die euch mit lehrreichen Fakten aus ihrer jeweiligen Heimat oder hilfreichen Tipps für diverse Disziplinen versorgen können. Ebenfalls findet ihr hier eine Reihe von Spieloptionen.

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…Oder würdet ihr zumindest, doch anfangs sind eure Möglichkeiten erst mal stark begrenzt. Die Olympischen Spiele sind bei Spielstart erst in Vorbereitung und deshalb werdet ihr angehalten, euch doch erst mal ausschließlich in den klassischen Einzelspiel-Modus im Maracana Stadion zu begeben, in dem ihr eine der insgesamt 17 Disziplinen alleine oder mit bis zu drei zusätzlichen Mitspielern in Angriff nehmen könnt.

Habt ihr euch in den einzelnen Disziplinen ein wenig ausgetobt, schaltet ihr bald mal darauf das Turniertor frei. Dieser Modus stellt das Hauptaugenmerk des Einzelspieler-Erlebnisses dar. Amfangs ausschließlich mit euren Miis – Mario, Sonic und ihre Gefährten stehen den Großteil dieses Modi leider nicht zur Auswahl – müsst ihr die Karriereleiter nach oben klettern und in der jeweils zur Auswahl stehenden Disziplin eine Medaille ergattern. Dafür müsst ihr besagte Sportart dreimal in Angriff nehmen und die Qualifikation, das Semifinale und schließlich das Finale erfolgreich hinter euch bringen, oder per Elimination in drei Runden eure Rivalen hinter euch lassen.

1_E32015_WiiU_MSOG2016_Screenshot_WiiU_MarioSonicRio2016OlympicGames_scrn01Alle 17 Disziplinen sind vorhanden und die Tatsache, dass jede davon nochmal zusätzlich in drei Schwierigkeitsstufen eingeteilt ist, verwandeln diesen Modus in einen relativ großen, leider auch sehr schnell repetitiven Zeitschlucker. Speziell aufgrund der etwas lästigen Tatsache, dass ihr nach jedem erfolgreichen Match erst mal wieder zurück auf die Hub ausgespuckt werdet – relativ lange Ladezeiten inklusive. Zusätzliche Motivation entsteht dafür allerdings durch spezielle Belohnungen in Form von Kleidungsstücken für euren Mii, die ihr ergattern könnt wenn ihr diverse optionale Bedingungen im Laufe eines Turniers erfüllen könnt. Was ebenfalls für den Turniermodus spricht, ihr könnt ihn auch gemeinsam mit einem weiteren Mitspieler im Team bestreiten und euch mit einem Freund oder Familienmitglied nach oben arbeiten.

Zu guter Letzt gibt es noch einen dritten Hauptmodus, den ihr im Laufe eures Durchgangs freischalten könnt: Der Heldenduell-Modus. Bei diesem speziellen Showdown steht ihr vor der Wahl, euch entweder Team Sonic oder Team Mario anzuschließen. Ihr bekommt zehn Charaktere aus der jeweiligen Reihe zugeteilt und müsst in verschiedenen zufällig ausgewählten Disziplinen versuchen, euch gegen eure Rivalen von der Gegenseite per Eliminations-System durchzusetzen, so lange bis ihr den jeweiligen Anführer Mario oder Sonic vom Spiel nehmen könnt.

Mario & Sonic Wii U Screen - 14Der Modus bietet durchaus Spaßpotential, gerade aufgrund seiner Unberechenbarkeit. Dank speziellen Item-Karten die ihr bei einem Sieg aktivieren dürft, könnt ihr das Match selbst bei einer drohenden Niederlage nochmal komplett umdrehen oder strategisch gleich mehrere Feinde auf einen Schlag vom Spiel nehmen. Wie im Turniermodus könnt ihr auch hier einen weiteren menschlichen Mitspieler einladen, der automatisch das Gegnerteam anführt. Gegen den Computer zu spielen kann für ein paar schnelle Runden motivieren, doch wie so oft aktiviert das Heldenduell erst sein richtiges Spaßpotential, wenn ihr euch mit einem Mitspieler aus nächster Nähe ein chaotisches Geplänkel um die Vorherrschaft eures jeweiligen Teams liefert.

Positiv ist auf jeden Fall die Anzahl an Freischaltbarem hervorzuheben: Je weiter ihr im Turniermodus voran kommt, desto mehrere kleine Goodies stehen euch nach und nach auf der Hub zur Verfügung. So könnt ihr unter anderem in Geistermatches Rekorde brechen, in speziellen Karneval-Herausforderungen euer Können unter Beweis stellen oder per Automaten für Münzen oder Ringe, die ihr für positiv abgeschlossene Disziplinen oder Modi laufend gewinnt, ein paar Preise einsacken – zum Beispiel Stempel für eure Miiverse-Posts, Kleidungsstücke für den Mii oder Musik aus dem Spiel, die ihr wieder beliebig für die jeweiligen Disziplinen nach Wunsch einstellen könnt. Diese Automaten kommen in drei Varianten, ihr könnt entweder Olympische-, Mario- oder Sonic-spezifische Preise einheimsen. Was ihr für eurer hart verdientes Bares bekommt ist vollkommen dem Zufall überlassen, Nervenkitzel ist also im Preis inbegriffen – das kann die Jagd nach speziellen Kleidungsstücken oder Liedern, die ihr sehr gerne besitzen würdet, natürlich etwas langatmig gestalten. Einen allgemeinen Shop gibt es nämlich nicht.

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In Sachen Amiibo-Support müsst ihr euch erst mal eine Weile gedulden, bis ihr das Hauptfeature benutzen könnt: Erst nach guten 25 Turniersiegen habt ihr die Möglichkeit, einen amiibo eines Mario-Charakters bzw. von Sonic für zwei spezielle Turniere zu verwenden, in denen ihr beim Sieg ein hübsches Super-Kostüm abstreifen könnt. Diverse weitere amiibo erlauben euch derweil, eure Barmittel ein wenig aufzustocken und spendieren euch entweder 50 Ringe oder 50 Münzen einmal am Tag.

Einen ganz bestimmten Modus sucht man auf dem Strand jedoch vergeblich: Ein großer Rückschritt im Vergleich zum Konsolen-Vorgänger in Sotschi, gibt es diesmal keinen Online-Modus mehr. Weder könnt ihr fremde Mitspieler aus aller Welt fordern, noch euch mit euren weiter entfernt wohnenden Freunden auf ein paar gemeinsame Runden absprechen.

Mario & Sonic Wii U Screen - 13Dass diese Möglichkeit schon in der 3DS-Version gefehlt hat war bereits sehr fragwürdig, doch diesen Modus gerade in der heutigen Zeit auch von der Heimkonsolen-Version eines derartigen Titels zu streichen, nachdem der Vorgänger ihn sogar noch hatte, ist auf jeden Fall eine unverständliche Entscheidung und ein mächtiger Einschnitt in Hinblick auf die Langzeitmotivation des Titels. Einen kleinen Trost bietet die Möglichkeit, eure Leistungen zumindest in Form von Ranglisten mit jenen eurer Freunde zu vergleichen.

Kommen wir zu den Neuzugängen des Spieles. Wie schon die 3DS-Version bietet Rio 2016 neben allen altbekannten Veteranen auch eine ganze Reihe an neuen spielbaren Charakteren. Doch, wie schon in besagter 3DS-Version, kommt jeder einzelne von ihnen mit einer mächtigen Restriktion: Alle dieser sogenannten neuen „Gast-Charaktere“ sind im Gegensatz zu den Veteranen, die ihr natürlich wie für Konsolen-Versionen gewohnt in jeder Disziplin nutzen könnt, auf eine einzige Disziplin, bzw. auf zwei falls es eine Duell-Variante der jeweiligen Sportart gibt, beschränkt. Das bedeutet im Grunde, dass von Fans bereits so lange erwartete spielbare Charaktere wie z. B. Rouge, Espio, Rosalina oder Diddy Kong zwar diesmal endlich mit von der Partie sind – aber sie lediglich in einer einzigen Sportart in Aktion treten dürfen.

Fetter Minuspunkt in meinen Augen. Frischer Wind in Form von neuen Charakteren war in dieser Reihe schon sehr lange fällig, doch anstatt diverse Fan-Favoriten endlich vollwertig in das Spiel zu bringen, werden sie lediglich einer beiläufigen Gast-Rolle zugeteilt und man kann hoffen, dass man die jeweilige Sportart seines neuen Favoriten zumindest halbwegs gut leiden kann.

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Jeder einzelne dieser neuen Gast-Charaktere muss wie in der 3DS-Version auch hier erst mal freigeschaltet werden, dies funktioniert per Turnier-Modus. Kämpft man sich durch eine Sportart, kann es passieren, dass der jeweilig dazugehörige Gast am Strand auftaucht und einen direkten Schlagabtausch fordert. Aufgrund der großen Anzahl der Turniere und der Tatsache, dass einige der neuen Charaktere nicht sofort in der ersten Schwierigkeitsstufe auftauchen, kann es auch hier eine Weile dauern bis man jeden neuen Charakter – bzw. seinen jeweiligen Favoriten unter den Neuzugängen – in der Tasche hat.


Disziplinen – Fuchtel-Verbot

Wie bereits erwähnt sind diesmal insgesamt 14 variationsreiche Disziplinen plus 3 besonderer Duell-Varianten im Spiel enthalten. Die altbekannten Sommer-Klassiker wie z. B. 100-Meter-Lauf, Bogenschießen, Tischtennis, Reitsport, BMX, Speerwurf, Boxen, Rhythmische Sportgymnastik usw. sind alle wieder mit dabei. Wie schon in so ziemlich jedem Vorgänger, ist die Umsetzung der einzelnen Sportarten auch diesmal wieder etwas Hit & Miss – die meisten von ihnen funktionieren zwar gut und machen Spaß, doch einige wenige entlocken dem Spieler eher ein resignierendes Stöhnen, sollten sie im Turnier-Modus oder dem Heldenduell plötzlich aufkreuzen.

Recht gut gefallen haben mir zum Beispiel Bogenschießen in welchem ihr diesmal mehrere Ziele gleichzeitig unter Beschuss nehmen könnt, Rhythmische Sportgymnastik das euer Reaktionsvermögen testet und euch gleichzeitig mit einigen ziemlich spaßigen Tänzen eurer Lieblingsfiguren belohnt, Boxen in dem ihr euren Gegner mit strategischen und flinken Aktionen ausstechen müsst sowie BMX das euch auf eine Rennpiste schickt, in welcher ihr durch gute Tricks und Sprünge euren Boost-Meter aufladen könnt. Weniger angenehm zu spielen fand ich derweil den gewohnt recht weniger aufregenden 100-Meter-Lauf, das etwas klobige Fußball das leider wenig taktischen Spielraum offen lässt sowie das leider etwas zu chaotische 7er Rugby in welchem ihr ständig von Schwärmen an schlagwütigen Feinden überrumpelt werdet. Der Rest befindet sich irgendwo mittendrin, Sportarten wie z. B. Beach Volleyball und Tischtennis bleiben den Erwartungen gerecht ohne dabei spielerische Höhepunkte zu bieten, während Events wie Dreisprung, Speerwerfen, 400-Meter-Staffellauf sowie 100-Meter-Freistil-Schwimmen zwar zeitweise recht unterhaltsam ausfallen, aber in Sachen Tiefe gleichzeitig kaum über beiläufige Timing-Minispiele hinausgehen.

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Ein neues Feature sind jedoch die speziellen drei Duell-Disziplinen: Fußball, Beach Volleyball und Rugby erhalten nämlich jeweils eine zusätzliche Version mit besonderen Regeln. Neben chaotischen Items und elektrisierenden Power-Schüssen kommt in den Duell-Varianten ein Punktesystem zum Zug, das die jeweiligen Spieler für diverse Aktionen mit Zusatzpunkten belohnt – z. B. für den zielgenauen Einsatz von Items. Schießt man dann ein Tor, feuert den Volleyball an die Gegner vorbei oder schafft den Rugby-Ball erfolgreich zum gegnerischen Rand des Spielfeldes, bekommt man alle bisher angesammelten Punkte letztendlich für den Score ausgehändigt.
Eine spaßige Idee die auch recht gut umgesetzt wurde, bei diesen Duell-Disziplinen handelt es sich um nette Alternativen im Vergleich zu ihren regulären Varianten, die wie so oft besonders mit menschlichen Mitspielern ihr gesamtes verrücktes Potential entfalten können.

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Jedoch, werden sich vielleicht manche von euch fragen, was ist eigentlich mit den serienbekannten Traum-Disziplinen, in denen man bekannte Orte aus der bisherigen Geschichte von Mario & Sonic besuchen konnte um dort dann abgedrehte Versionen von diversen Sportarten zu spielen? Nun, hier wartet leider eine schlechte Nachricht: Rio 2016 hat diese Traum-Disziplinen leider nicht mehr inkludiert, die drei Duell-Disziplinen nehmen diesen Platz ein, finden aber auch lediglich an besonderen Orten von Rio anstatt im Pilz-Königreich oder in Sonics Heimatwelt statt. Ebenfalls ist es etwas schade, dass nur 3 der vorhandenen Disziplinen eine spezielle Version bekommen haben und nicht wie noch in der 3DS-Version jede einzelne der 14.

Was die Steuerung der einzelnen Sportarten selbst angeht, erwartet uns eine große Überraschung. In Rio 2016 Wii U stehen wir diesmal vor einer extrem ungewohnten Situation in Hinblick auf die restlichen Titel der Reihe: Motion Controls? Touchscreen? Fehlanzeige, nicht eine einzige Disziplin wird diesmal durch Bewegungen vor dem Fernsehbildschirm oder mit dem Gamepad-Screen gesteuert, stattdessen sind Knöpfe scheinbar wieder in. Anstatt eure arme Wiimote wie verrückt durch den Raum zu schwingen um euch den ersten Platz im 100-Meter-Lauf zu garantierten, setzt ihr eurem Controller diesmal lediglich mit wiederholten Hämmern des A-Knopfes zu. Sogar Disziplinen die eventuell von Bewegungssteuerung profitiert hätten, wie z. B. Bogenschießen oder Rhythmische Sportgymnastik, müssen nun ohne diese Möglichkeit auskommen – ihr kontrolliert euer Fadenkreuz mit dem Controllstick und eure eleganten Tanzmoves mit gezielten Knopfdrücken im Dance Dance Revolution-Stil.

4_E32015_WiiU_MSOG2016_Screenshot_WiiU_MarioSonicRio2016OlympicGames_scrn05Diese Entscheidung fällt positiv wie auch negativ aus – es hängt ganz davon ab, wie ihr persönlich zum Gimmick der Bewegungssteuerung steht. Auf der einen Seite kam ein Teil des Charmes dieser Reihe immer schon von der Bewegungssteuerung und dem daraus resultierenden Chaos besonders mit mehreren Mitspielern – es hat Spaß gemacht, sich auch körperlich für die Goldmedaille ins Zeug zu legen. Doch auf der anderen Seite gibt es natürlich auch zahlreiche Spieler, die mit diesem Feature nie etwas anfangen konnten und stattdessen viel lieber auf die Bequemlichkeit sowie Genauigkeit von klassischen Knöpfen und Controllstick setzen – für diese wäre das aktuelle Rio-Abenteuer also eventuell einen genaueren Blick wert.

Die Option, sich idealerweise seine bevorzugte Steuerungsvariante einfach selbst zu wählen, ist leider wieder mal nicht vorhanden. Im Anbetracht der vollkommenen Abwesenheit von Bewegungssteuerung ist es für mich übrigens ein komplettes Mysterium, warum das Spiel keinen Wii U Pro Controller-Support besitzt. Ausschließlich Gamepad und Wiimote sind auf den Schauplätzen von Rio erlaubt, selbst im Multiplayer.


Grafik & Musik – An der schönen Copacabana

Eines gleich mal vorweg: Mario & Sonic in Rio 2016 Wii U wird in Sachen grafischer Präsentation der momentanen Konsolengeneration definitiv gerecht. Wie bereits vor zwei Jahren in Sotschi bietet auch der Nachfolger eine ganze Reihe an schönen Anblicken – besonders der begehbare kleine Strand strotzt nur so vor hübschen kleinen Details. Doch auch in den Stadien von Rio selbst darf man sich über die grafische Präsentation definitiv nicht beschweren…zumindest solange man wieder einmal das Publikum im Hintergrund keiner zu genaueren Betrachtung unterzieht, das erneut aufgrund dieser ewig gleichen Jubel-Animation etwas statisch wirkt. Die Wii U sollte technisch inzwischen eigentlich in der Lage sein, das Publikumsverhalten an die Geschehnisse auf dem Spielfeld etwas anzupassen. Ein nettes zusätzliches Detail sind jedoch die geschwungenen Fahnen im Hintergrund, deren Logos laufend an die jeweiligen Teilnehmer der Disziplin angepasst sind. Auch die einzelnen Charaktere selbst sind flexibel und detailliert zur Schau gestellt, selbst wenn ihre jeweiligen Animationen zu einem großen Teil wieder einmal aus den Vorgängern recycled wurden.

Mario & Sonic Wii U Screen - 3Musikalisch erwartet uns vermutlich das beste Erlebnis der gesamten Reihe – zumindest was den originalen Soundtrack betrifft. Der Großteil der Stücke aus den einzelnen Disziplinen ist zwar bereits aus der 3DS-Version bekannt, doch das nimmt den Liedern nichts an ihren frohen, peppigen und eingängigen Melodien. Besonders der Song der begehbaren Hub, den man garantiert am öftesten hören wird, passt zu der sportlichen Partystimmung wie die Faust aufs Auge und nutzt sich selbst nach mehreren Stunden Spielzeit nicht ab.

Ein wichtiger Aspekt dieser Serie war jedoch seit dem zweiten Ableger die teils freischaltbare Musik bestehend aus Neuauflagen von altbekannten Songs aus Super Mario und Sonic. In dieser Hinsicht wartet leider eine kleine Ernüchterung, die neuen Versionen davon wurden quasi auf ein Minimum begrenzt. Sonic bekommt zwar eine wirklich wunderhübschen Remix von Windmill Isle Day aus Sonic Unleashed spendiert – doch abgesehen davon erwartet uns ansonsten leider nur mehr eine leichte Neuauflage von „Reach for the Stars“ aus Sonic Colours, das in der Rhythmischen Sportgymnastik zu hören ist. Mario hat es derweil seltsamerweise etwas besser erwischt, er bekommt ein paar mehr neue Songs als sein blauer Rivale spendiert, Grund für diese ungleiche Aufteilung unbekannt.
Die originalen Rivalen-Lieder für die Kampfe gegen die jeweiligen Gast-Charaktere wurden derweil vollkommen abgeworfen, stattdessen erhalten wir nun passende Originalmusik aus den zugehörigen Spielen, in denen euer jeweiliger Kontrahent vorgekommen ist – bis auf Sticks zumindest, die stattdessen ein neues originales Theme erhält. Auch hier bekommen alle neuen Mario-Charaktere übrigens meist einen Remix des jeweiligen Songs, während die neuen Sonic-Charaktere lediglich mit der Originalversion direkt aus den früheren Spielen auskommen müssen.

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Auch in Sachen Synchronsprecher erwartet uns nichts Neues, wie schon beim Vorgänger sowie dem 3DS-Ableger werden Sonic und Co. von ihren deutschen Sprechern vertont, Mario und Co. behalten derweil ihre typischen englischen Stimmen. Falls ihr die englischen Stimmen von Igel und Co. bevorzugt, müsst ihr wieder die Systemsprache eurer Wii U umstellen – aber die deutsche Version klingt nicht übel, es handelt sich also schlicht um eine Frage des persönlichen Geschmacks.


Fazit

Mario & Sonic in Rio 2016 Wii U ist definitiv ein eher zweischneidiges Schwert. Positiv hervorzuheben sind auf jeden Fall die grafische und musikalische Präsentation, der Titel sieht hübsch aus und klingt teilweise ohrwurmverdächtig, er wirkt in dieser Hinsicht auf jeden Fall zeitgemäß. Viele der Disziplinen machen Spaß und ermutigen zur Highscore-Jagd mit euren (Online-)Freunden, allgemein steht der Multiplayer-Aspekt des Spieles gewohnt stark im Rampenlicht – ob ihr euch mit einem Mitspieler im Turniermodus verbündet, euch mit ihm im Heldenduell bekämpft oder euch mit bis zu drei weiteren Mitspielern einfach nur in den 17 Disziplinen austobt, der neueste Rio-Ausflug hat definitiv wie schon seine zahlreichen Vorgänger das Potential zum unterhaltsamen Partyspiel für Zwischendurch.

Die hohe Anzahl an freischaltbaren Extras motiviert, ganz egal ob es sich um weitere Modi, Charaktere oder diverse Goodies wie Kleidung oder Musik handelt. Weniger angenehm fühlt sich dafür die Tatsache an, dass jeder einzelne neue Charakter eine Gast-Rolle bekommt und nur in einer einzigen Sportart auftreten darf – man möchte eigentlich meinen, nach inzwischen vier Titeln mit dem selben Hauptfiguren wäre es endlich mal höchste Zeit, ein paar Neuzugänge vollwertig ins Spiel zu bringen.

Für Einzelspieler sieht das Erlebnis zudem etwas trostlos aus: Der Turniermodus verliert dank ständig gleichem Aufbau über zahlreiche Stunden hin relativ schnell an Reiz, ihr kämpft euch im Grunde 51 mal durch die selbe Disziplin, die dann auch noch in drei Runden aufgeteilt ist, ohne tieferen Sinn oder einer Nebenstory im Hintergrund. Dass ihr für eine sehr lange Zeit lediglich euren Mii in den sportlichen Wettkampf schicken dürft hilft der Langzeitmotivation ebenfalls nicht sonderlich auf die Sprünge, schließlich könntet ihr mit zusätzlichen Charakteren zumindest ein wenig experimentieren. Auch das Heldenduell verliert im Alleingang relativ schnell seinen Reiz, heißt also für Einzelspieler selbst wird auch diesmal nicht viel geboten, um den Spieler stundenlang vor der Konsole zu fesseln.

Dazu kommt zu allem Überfluss noch das unverständliche Fehlen eines richtigen Online-Modus, der sich bei den meist kurzweiligen Disziplinen dieses Titels besonders stark angeboten hätte. Ranglisten und die Geistermatches stellen zumindest jedoch eine kleine Alternative dar, eure Leistungen mit euren Freunden zu vergleichen.

Mario Sonic bei den Olympischen Spielen Rio 2016Keine Traum-Disziplinen, ein Turnier-Modus ausschließlich für Miis und ein starker Einschnitt in die musikalische Repräsentation sorgen leider auch dafür, dass Mario, Sonic und Co. in diesem Ableger der Reihe nicht mehr derart stark im Rampenlicht stehen, wie man es gemessen am Titel des Spieles eigentlich vermuten möchte. Freunde von Miis die Spaß daran haben ihre Avatare ins Rennen zu schicken gefällts, doch für jene Fans der Reihe welche diese Reihe hauptsächlich aufgrund Igel und Klempner verfolgen, könnte dieser Aspekt eine kleine Ernüchterung darstellen.

Für jene unter euch die also ein paar sportbegeisterte Freunde und Familienmitglieder um sich herum haben kann der Titel aufgrund seiner Multiplayer-Möglichkeiten also durchaus empfohlen werden. Jene unter euch die sich jedoch hauptsächlich nur alleine ins olympische Gefecht werfen würden, sollten sich den Kauf derweil wieder einmal gut überlegen – und möglicherweise der 3DS-Version den Vortritt lassen, die Einzelgängern zumindest einen Storymodus bietet. Mario & Sonic auf Konsolen ist und bleibt eine sehr spaßige Multiplayer-Erfahrung, die Einzelspieler wenn dann nur sehr kurzfristig motivieren kann – daran ändert auch der inzwischen fünfte Ausflug nach Rio nichts.

Auch Ruki hat die Heimkonsolen-Version ausprobiert und teilt uns ebenfalls seine Eindrücke von seinem sportlichen Ausflug nach Brasilien mit:

„Ein neuer Mario & Sonic-Ableger!“ – Als ich diese Ankündigung hörte, bekam ich Flashbacks an den eher mäßigen Eindruck, den ich aus 2014 im Hinterkopf behalten habe. Doch schon die 3DS-Version belehrte mich eines besseren, die Wii U-Version legt an Spielspaß sogar noch eine Schippe drauf! Ganz besonders mit der Tatsache, dass die Wii U-Version ein Gimmick-freies Spielerlebnis bietet, hat sie mich einfach überzeugt. Unterm Strich fühlte sich die „große“ Version für mich eher nach einer Handheld-Version an, als die richtige Handheld-Version. Ich konnte ganz gemütlich auf meinem Bett spielen, brauchte keinen Fernseher und bediente das Spiel nur über die Knöpfe. Fraglich, wieso man sich gerade bei der 3DS-Version für die Nutzung des Gyrosensors & Co. entschied.
Zwar arteten einige Disziplinen so in exzessives Button-Mashing aus, dafür möchte ich Bogenschießen zum Beispiel keinesfalls mittels unpräziser Bewegungssteuerung spielen.

Die Disziplinen – Egal ob neu, oder alt – sind fast allesamt recht spaßig und motivierend. Wie DEV schon richtig herausstellte, haben wir hier ein ziemliches Hit & Miss. Mir gefielen einige Disziplinen z.B. gar nicht (Fußball, Rugby, Duell-Rugby), während ich die neue Form des Bogenschießens beispielsweise überaus gelungen finde. Der Nagel traf hier und da leider nicht wirklich auf den Kopf: Was beim Rugby (und der entsprechenden Duell-Variante) passiert, scheint zum Teil eher random bestimmt zu sein, sodass ich selbst auf Level 1 teilweise größere Schwierigkeiten hatte. Im Gegensatz dazu steht die einfache Variante vom Fußball, die sich leider als eine kleine Einöde entpuppte – Die Duell-Variante ist um einiges spannender. Zusätzliche Motivation können sich die Spieler übrigens in den Online-Rankings holen – Mich persönlich motivierte es sehr, im Reitsport und Bogenschießen die Rekorde zu knacken und mich zur Top 10 hochzuarbeiten.

So schön die Hubworld auch anzusehen ist, so lästig sind die Ladezeiten, um auf diese zurückzukommen. Bei der Länge der Ladebildschirme fühlt man sich beinahe an Sonic 06 erinnert, besonders wenn man ein Turnier verliert kann dies frustig werden. Ladebildschirme sind nicht zu häufig vertreten – Aber häufig genug, dass es schon einmal nervig werden kann, „schnell mal in die Rankings zu schauen“.
Der Soundtrack des Spiels ist absolut fantastisch, die fröhlichen Klänge von Rio passen unheimlich toll zu den Disziplinen und machen das Spiel zu einem Genuss für die Ohren. Genauso ist die quietschbunte Grafik gepaart mit den schön gestalteten Umgebungen das Beste, was wir bisher von der Reihe sehen durften. Besonders Mühe wurde sich dabei bei der Duell-Variante vom Beach Volleyball gegeben.

Wie es um die Langzeitmotivation steht, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe unfassbar viel Spaß damit, mich in den Bestenlisten nach oben zu kämpfen. Auch die schier unendliche Anzahl an Kostümen, sowie die Hinweise und Informationen der Mii am Strand heben die Motivation langfristig an, denn die Informationen, die sie über ihre Heimat geben, sind teilweise sehr interessant. Der Turniermodus wird leider schnell langweilig und bietet nach dem Freischalten aller Charaktere eigentlich nur noch die Motivation der auftauchenden Karneval-Umzüge für besondere Missionen und Kostüme. Der Heroes Showdown ist ein wirklich nette Idee und macht viel Spaß, hat aber auch seine Schattenseite: Ist der Teamleiter besiegt, seid ihr es auch. In Disziplinen wie Rugby kann das gerne mal ziemlich schnell passieren und schon kann es sein, dass ihr nach 5 gewonnen Spielen den Wettkampf trotzdem verloren habt.

Mein Fazit: Ich habe schon die 3DS-Version gelobt, aber für mich persönlich bot die Wii U-Version noch um einiges mehr an Spielspaß, der mir erst nach ca. 50h ein wenig verloren ging. Das Wegfallen der Controller-Gimmicks ist für mich persönlich eindeutig positiv, der Soundtrack und die grafische Präsentation sind fantastisch und die meisten Disziplinen sehr spaßig. Trotz einiger Kritikpunkte bleibt mir Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016 wohl als mein Lieblingsteil im Hinterkopf, und wenn nicht das, dann auf jeden Fall als der Titel, der mich mit Abstand am längsten fesseln konnte. Der größte Aufreger ist allerdings der fehlende Online-Modus – Eine Entscheidung, die ich auch nach wie vor nicht verstehen kann.

Wir danken Nintendo Deutschland für die Bereitstellung der Review-Kopien.

Pro

  • 14 abwechslungsreiche Disziplinen, der Großteil davon kurzweilig, spaßig und leicht zu verstehen
  • Die 3 Duell-Disziplinen nette Alternativen zu den Originalen
  • Massenhaft freischaltbarer Content für die Langzeitmotivation
  • 14 neue spielbare Charaktere
  • Im Multiplayer wie gewohnt sehr unterhaltsam
  • Coop-Möglichkeit für den Turnier-Modus
  • Mii-Charakter darf wieder mit zahlreichen Kleidungsstücken personalisiert werden
  • Grafisch auf einem angenehm hohen Niveau
  • Musikalisch voller schöner und fröhlicher Songs mit Ohrwurmqualität
  • Keine Bewegungs- oder Touchscreen-Steuerung mehr, nur Knöpfe (auch bei Contra)
  • Möglichkeit, die Musikuntermalung der einzelnen Disziplinen nach Wunsch anzupassen

Kontra

  • Turnier-Modus dank ewig gleichem Aufbau und langen Ladezeiten sehr repetitiv
  • Lediglich Miis über eine lange Zeit im Turnier-Modus erlaubt, dem Kernstück des Einzelspieler-Erlebnisses
  • Manchen Disziplinen wie z. B. Fußball oder Rugby mangelt es an Tiefe und Strategie
  • Alle 14 neuen Charaktere auf nur eine einzige Sportart begrenzt
  • Kein Online-Modus
  • Keine Traum-Disziplinen mehr
  • Wenige neue Remix-Versionen bekannter Songs, sehr ungleiche Aufteilung zwischen den Reihen
  • Freischaltbare Kleidungsstücke, Stempel und Musik unterliegen zum Großteil komplett dem Zufallsprinzip
  • Kein Wii U Pro Controller-Support
  • Keine Bewegungs- oder Touchscreen-Steuerung mehr, nur Knöpfe (auch bei Pro)
DEV

Geschrieben von: DEV

Sonic-Fan mit Passion, mag besonders ein gewisses verrücktes Genie mit beeindruckendem Schnurrbart und Hang zur Welteroberung. Fan des Igels seit 2007, ganz egal ob Classic, Adventure, Modern oder Boom. Doch auch abseits der Spiele besteht ein großes Interesse besonders an den Comics, den TV-Serien und den unzähligen tollen Werken der kreativen Fanbase.

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