SpinDash Unterwegs: EGX Berlin 2018

Eine neue Spielemesse kommt nach Deutschland: Die EGX, bekannt aus England, hatte dieses Jahr ihr Debut in Berlin. Zwar war unser blauer Lieblingsigel abwesend, aber wir haben uns trotzdem mal dort umgesehen und waren im Vergleich mit der Gamescom sehr positiv überrascht.

Bisher stand die Gamescom in Köln ohne große Konkurrenz da – Das könnte sich in den kommenden Jahren aber ändern, denn die Eurogamer Expo, kurz EGX, hat es sich in diesem Jahr erstmalig in Berlin gemütlich gemacht. Bekannt ist die Messe schon aus London bzw. Birmingham in England, doch nun geht’s auch nach Deutschland. Vom 28. bis 30. September öffneten sich die Pforten der Station Berlin für Gamer aus Deutschland. Ich war am Sonntag auf der Messe und habe mir mal angeschaut, ob die EGX auch mit der Gamescom mithalten kann und vielleicht sogar besser ist.

Direkt zu Beginn fiel mir auf: Kein gesonderter Eingang oder früherer Einlass für Fachbesucher / Presse, kein überfüllter Vorplatz und nahezu keine Wartezeiten bei der Ticketkontrolle. Die EGX hatte schon in diesem Moment mein Herz erobert, denn auch beim Presseeingang der Gamescom muss man teilweise länger warten, was hier aber beim Eingang für alle gar nicht der Fall war (abgesehen von ca. 5 Minuten bei der Taschenkontrolle). Tagestickets gab es auch vor Ort noch zu kaufen (20€ für einen Tag oder 40€ für alle 3 Tage), die Ticketkontrolle lieft bequem am Smartphone. Die Regelungen bei der Taschenkontrolle waren relativ locker – Glas war zwar grundsätzlich verboten, hatte man allerdings eine Glasflasche mit Getränk dabei, war das eigentlich kein großes Problem.

Drinnen erwartete mich zunächst die Halle 2. Hier gab es noch keine (neuen) Games, sondern einige wenige Essensstände, etwas Merchandise, eine Bühne und tatsächlich auch eine kleine Retro-Nische. Jeder muss durch diese Halle – Umso überraschter war ich, dass es sehr leer war. Lange hielt ich mich hier nicht auf, sondern mein Weg führte mich in die Nachbarhalle, in der es sich die Publisher mit ihren Ständen gemütlich gemacht hatten – Hier gab es Spiele!

Die Messe ist erst ab 18 Jahren, das spiegelte sich auch drinnen sofort wieder. Ich entschuldige mich bei unseren jüngeren Lesern, aber für mich war es einfach eine unheimliche Erleichterung, nicht nur im Hinblick auf das „erwachsenere“ Publikum. Wer die großen Boxen für 16+-Titel auf der Gamescom kennt, wird sich auf der EGX vermutlich sofort viel freier fühlen. Überall konnte man zuschauen, alles war sehr offen (und nicht weitläufig) und natürlich ist es auch in Sachen Publikum unheimlich angenehm, dass nur Leute über 18 dort sind. Auch hier war es sehr angenehm leer und – was vermutlich noch besser ist – ruhig. Sicher haben einige von euch schon die Gamescom besucht, auf der in einigen Hallen alles eng an eng steht und die Stände alle 5 Minuten überprüfen, wer lauter in das Mikrofon brüllen kann und wer dann noch eine größere Crowd versammeln kann, die sich gegenseitig für einen gratis Sticker niedertrampeln. Genau das fehlt der EGX und vermutlich auch ganz bewusst – Die Beschränkung ab 18 kommt auch nicht von ungefähr, beim großen Bruder in England gibt es diese Regelung genauso.

Für den ersten Durchlauf der Messe gab es noch keine allzu große Spieleauswahl, die aber dennoch gut ausgewählt wurde. Sony hatte die mit Abstand größte Messepräsenz und nahm ca. die halbe Halle ein. Eine kleine Livebühne (auf der während meines Besuchs Rocket League gespielt wurde) gab es zwar, der Rest des Booths bestand aber ausschließlich aus Spielestationen. Ein paar VR-Titel waren dabei, ansonsten gab es (zum ersten Mal in Deutschland anspielbar) Days Gone mit mehr als genügen Spielstationen, Call of Duty Black Ops IV, Dreams und sogar für Spiderman wurde noch einmal die Promo-Keule geschwungen. Nebenan gab es einen kleinen Stand mit Metro Exodus und dann war Capcom mit beispielsweise Devil May Cry 5 und Resident Evil 2 Remake auch noch vertreten.

Der Rest der Stände war eher etwas kleiner gehalten. SEGA hatte Two Point Hospital und Total War: Three Kingdoms in Gepäck, Team Sonic Racing musste aber leider zuhause bleiben. Die große Hitman 2-Ente nebenan war ein Blickfänger und den entsprechenden Titel gab es natürlich auch zum Anspielen, Kingdom Hearts 3 war schwer zu finden, aber auch dort und im Rest der Halle verteilten sich viele Indie-Spiele, wie beispielsweise Gang Beasts, What The Golf? und Lonely Mountains Downhill, sowie ein paar wenige weitere Merchandise-Stände. Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen fand man immer, lange Anstehen musste man nie (maximal vielleicht mal eine halbe Stunde für die „Großen“), rundum war es einfach nur sehr angenehm in der Halle und ich hatte das Gefühl, dass es auf der EGX wirklich noch um die Spiele geht, anders als bei der Gamescom, wo „Party“ und Besucherrekorde inzwischen viel zu sehr in den Vordergrund gerückt sind. Auch die Betreuer an den Booths waren wesentlich entspannter und weniger gestresst, gingen sogar immer wieder rum und haben geschaut, ob sie den Spielern helfen können, wenn sie mal nicht weiterkamen, für ein nettes Gespräch waren sie auch immer zu haben (Grüße gehen dabei an den Herrn vom Devil May Cry 5-Stand raus!). Dafür gibt es ein ganz großes Plus.

Was bot die EGX sonst noch? Es gab stündlich interessante Panels und Podiumsdiskussionen (die ich übrigens wirklich empfehlen kann), bei denen Vertreter aus der Industrie über diverse Themen gesprochen und diskutiert haben – Ich habe leider nur eine Diskussion anschauen können, bei der es darum ging, dass nur Indie-Spiele innovativ sein können und wollen, die sehr interessante Einblicke gab. Das ist etwas, was ich mir für Folgejahre auch wünsche. Ansonsten widmete sich eine weitere Halle dem Competitive Gaming, inkl. einer Let’s Play 4 Charity-Bühne. Für Competetive Gaming standen hier einige Tutoren bereit, denen man zuschauen konnte um vielleicht mal auf der großen eSport-Bühne zu stehen – Eine nette Idee, am Sonntag war hier aber nicht so viel los. Am Ende der Halle konnte man dann auch noch eine Pen & Paper-Ecke finden, was ebenfalls sehr cool für Freunde des analogen Gamings ist – Hier schienen auch stets wenigstens 2 parallele Runden zu laufen.

Meine persönlichen Spielehighlights:
Devil May Cry 5 (Multiplattform) – Auf der Gamescom hatte ich den Titel leider verpasst (bzw. wollte nicht mehrere Stunden anstehen), daher war es ein Pflichtbesuch auf der EGX und ich wurde auch nicht enttäuscht. Gelungenes Gameplay, ein super Soundtrack und eine fantastische Grafik steigern meine Vorfreude auf den Titel, die hochnäsigen und cheesigen Kommentare vom Charakter Nero waren außerdem wirklich ziemlich witzig!
Kingdom Hearts 3 (Multiplattform) – Ich konnte den Titel bereits auf der Gamescom anspielen und da es hier keine Wartezeiten gab, habe ich doch nochmal eine Runde gespielt. Als Nicht-Kingdom-Hearts-Fan hat mir die Demo wieder einmal extrem gefallen (ich spielte das Hercules-Level mit Titan-Bosskampf) und der Soundtrack war grandios. Werde ich auf jeden Fall im Auge behalten!
Dreams (PS4) – Eine Minispielsammlung? Klingt langweilig, ist es aber nicht. Von niedlich (Please Hug Me) bis gruselig (Given Time), diese Minispiele haben mich begeistert. Ganz besonders Given Time, ein ganzes Text-Adventure, mit dem ich fast eine ganze Stunde Zeit verbracht habe, bis ich es durchgespielt hatte. Ich bin sehr positiv überrascht (gerade, weil ich kein Textadventure-Fan bin, es mich aber unheimlich gefesselt hat) – Sollte man im Auge behalten!
What the Golf? (PC) – Vielversprechender Indie-Titel mit der Prämisse „Golf ist langweilig – Lass uns das reparieren!“. Fantastischer Humor mit wirklich kleveren Ideen, sodass man manchmal sogar vergisst, dass es um Golf geht. Ich habe den Titel schon länger im Auge und nach dem Anspielen wird das auch sicherlich so bleiben!
Spiderman (PS4) – Da ich einer von insgesamt drei PS4-Besitzern auf diesem Planeten bin, der das Spiel noch nicht besitzt, habe ich mir das Anspielen nicht nehmen lassen. Ich hatte mit der Demo sehr viel Spaß, besonders mit dem Schwingen durch die Stadt. An dieser Stelle eine Entschuldigung, aber ich muss es sagen: Man fühlt sich wirklich wie Spiderman!

Natürlich gab es noch mehr Titel auf der EGX, aber diese haben mich am meisten begeistern können.

Fazit

Die EGX darf ab diesem Jahr ganz klar als Alternative zur Gamescom gehandelt werden. Für viele vielleicht sogar nicht nur Alternative, sondern sogar als bessere Messe. Ja, es fehlte an Publishern und Spielen. Ja, es gab viel ungenutzten Platz. ABER: Die Messe war auch erst das erste Mal in Deutschland, sowas kann ich also durchaus verzeihen. Die Atmosphäre und Publikum sind angenehmer, es gab extrem interessante Podiumsdiskussionen und Panels, die Laufwege sind kurz, die Anstehzeiten sind teilweise nicht vorhanden, es gibt überall Möglichkeiten zum „mal Pause machen“ und die Messe ist erst ab 18, was vermutlich nicht unwesentlich zu den vorher genannten Punkten beiträgt. Seit Jahren beklage ich mich über die Gamescom und meine größten Kritikpunkte hat die EGX schon bei ihrem ersten Durchlauf problemlos ausgemerzt. Sollte die Messe im kommenden Jahr wieder stattfinden, werde ich auf jeden Fall auch wieder dort sein – Schon allein, weil sie für mich besser liegt und ich binnen von nicht mal 2h dort sein kann. Meiner Meinung nach hat die Landeshauptstadt also ein großartiges Event dazugewonnen!

Weiterhin möchte ich mich an dieser Stelle bei Eurogamer bedanken, die mir für SpinDash ein Presseticket zur Verfügung gestellt haben!

Doch nun seid ihr gefragt: Wart ihr auch auf der EGX? Hat sie euch gefallen? Schreibt es uns doch mal in die Kommentare!

Ruki

Geschrieben von: Ruki

Igel-Fan seit 2001. Mit Sonic Unleashed als Lieblingstitel entdeckte er seine Begeisterung zum Speedrunning und ein gewisser, etwas zu gutgläubiger Echidna ist sein Lieblingscharakter. Comics und Serien der Reihe sind für ihn Pflichtprogramm. Auf der Page kümmert sich Ruki seit 2011 um regelmäßige News, Comic-Reviews und verschiedene Arbeiten im Hintergrund.

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  1. Ruki
    Ruki vor 5 Jahre | Antworten
    Was ich im Artikel noch unterbringen wollte, aber nicht sinnvoll geschafft habe: Ich hätte es an dem einen Tag gut schaffen können, alle anwesenden Spiele anzuspielen. Und das ist auf jeden Fall positiv zu betrachten, weil das nochmal zeigt, wie kurz die Anstehzeiten tatsächlich meist waren.

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